Herausgeber Alfred Werner Maurer, Autor Erich Kretz, 

Ein Töpferofen mit Lochtenne und Kuppel in Mumbaqat – Syrien


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Mumbaqat 1977 (Tall Munbaqa-Ekalte)
-Ein Töpferofen mit Lochtenne und Kuppel in Mumbaquat-Syrien

Von Erich Kretz
1978-01-01

Mumbaqat am östlichen Euphratufer in Nordsyrien, eine bedeutende Stadtanlage mit Besiedlungschichten aus der Frühbronzezeit (um 2500 - 2200 v. Chr.), Altsyrischer Zeit (um 2000 - 1600 v. Chr.), Mittelsyrischer Zeit (um 1600 - 1500 v. Chr.), liegt im Bereich des Assad-Stausees der durch die Errichtung einer Euphrattalsperre bei Tabqa entsteht.

Im Auftrage der Deutschen Orient-Gesellschaft e. V. Berlin und im Rahmen der von der Universität des Saarland-es aus Spenden zur Verfügung gestellten Finanzmittel wurden unter Leitung des Architekten und Kunsthistori-kers Dipl.-Ing. Alfred Maurer, Saarbrücken und unter Einsatz von neun Wissenschaftlern und 53 syrischen Arbeitern im Jahre 1977 die Ausgrabungen am Ruinen-hügel weitergeführt . Das Ziel dieser Kampagne war der Abschluß der archäologischen Untersuchungen im großen Tempel aus dem 14. und 13 Jahrhundert v. Chr. und dem Gebäudekomplex nordöstlich des kleinen Tempels insbesondere im Bereich der Tontafelfunde der Kampagne.

Entlang des Westfußes des Teils im Bereich der Uferzone war die natürliche Formation des Besiedlungshügels bereits durch die Fluten des steigenden Wassers gestört und zahlreiche Mauern der einstigen Befestigungsanlage freigelegt, z. T. zerstört. Außerhalb der Befestigungsanlage wurde ein Töpferofen am Euphratufer aufgefunden und dokumentiert.

Mindestens seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. sind die wenigen Öfen dieses Typs im Vorderen Orient bekannt.
Anders als beim sogenannten Feldbrand, wo das Feuer die Tonware unmittelbar berührt, handelt es sich hier um einen Ofentyp, bei dem mittels einer Lochtenne Feuer- und Brennkammer voneinander getrennt sind. Die Töp-ferware steht auf der Lochtenne oberhalb der Feuerkammer(Hölle) und ist damit nur den heißen Rauchgasen, nicht aber dem unmittelbaren Zugriff des Feuers ausgesetzt. Nach dem Brennvorgang mußte zur Entnahme der Töpferware die gemauerte Kuppel über der Brennkammer zerstört werden.

Grabungsbefund

Nach Abtragung einer Kiesschicht von ca 30 cm Dicke wurde der Boden der Brennkammer (Lochtenne) von fast quadratischer Form mit abgerundeten Ecken in der Abmessung 2 x 2 m sichtbar.
OK Lochtennenestrich = + 296.65 ü. NN.
Die Lochtenne war auf der Nordwestseite gestört bzw. durchschlagen., und auf der Wandung der darunterlie-genden Feuerkammer (Innenkante bündig) fanden sich größere Natursteine (Kalkstein, unbehauen) zu einem Mauerzug mörtellos geschichtet. Auf der Nordost-, Südost- und Südwestseite befand sich oberhalb der Lochtenne mit einer Einziehung nach oben das Teilstück eines Kranzes aus gebrannten Lehmziegeln (meist 24 x 10 x 15 cm), der als Fuß der ehemaligen Kuppel der Brennkammer zu betrachten ist. An der höchsten Stelle auf der Südostseite waren noch. vier Schichten vorhan-den, außen und innen mit einem 2 cm dicken Lehmputz versehen, der auf der Innenseite gesintert war. Die mittig unter der Brennkammer auf der Nordost-Südwest-Achse befindliche Feuerkammer hatte die Abmessung 1,00 x 2,60 m , wobei 60 cm im Nordosten über die Brennkam-mer hinausragten und die Wandungen konisch auf das ovale Feuerungsloch mit der Abmessung ca. 30 cm breit und 60 cm hoch zuliefen.

Die Feuerkammer wurde durch ein Gewölbe gebildet über das in der Brennkammer Bodenplatten aus gebrann-ten Ziegeln in der Größe von 53 x 35 x 10 cm verlegt wur-den (Lochtenne). In die Unterseite dieser Ziegel waren von den Rändern ausgehend zur Mitte hin zwei halbkreisförmige daumenbreite Linien eingedrückt. Auf den Bodenplatten befand sich ein 2 cm dicker Lehmverputz (-estrich) ebenfalls gesintert. Ob sich unter den Platten der Lochtenne ein Radialgewölbe aus kleineren gebrannten Ziegeln befand oder eine zweite versetzte Schicht der großen Platten in Form eines Kraggewölbes, konnte auf-grund der Störung nicht mehr eindeutig festgestellt wer-den. Jedenfalls wurde die ungestörte Fläche der Feuer-kammer (Südostseite) durch senkrecht stehende große Platten gebildet und unter dein Fußboden des seitlichen Auflagers der Brennkammer eine zweite waagerechte Schicht der großen Platten gefunden. Am Scheitelpunkt war das Gewölbe einschließlich Putz und Estrich ca. 25 cm dick.

Die Rauchgase strömten von der Feuerkammer über Sei-tenkanäle durch Öffnungen an den Rändern der Lochtenne in die Brennkammer. Acht konische Kanäle, von der Feuerkammer zur Brennkammer hin ansteigend und sich verjüngend, befanden sich mit insgesarnt 11 Öffnun-gen noch in situ Vermutlich waren die Heißluflkanäle und Öffnungen symmetrisch angeordnet, so daß es ursprünglich 10 Kanäle mit insgesamt 16 Öffnungen gewesen sein könnten.

Durch die Störung war nicht mehr feststellbar, ob sich auch noch in der Mittelachse Öffnungen befanden. Eine zusätzliche Öffnung auf dieser Achse im Bereich des Nordostrandes der ehemaligen Kuppel, 60 cm vom Feuerungsloch entfernt, könnte sowohl eine Rauchgasöffnung zur Brennkammer, als auch ein Störung gewesen sein Durchmesser dieser Öffnung betrug 20 cm und lag im Bereich des (verdrückten?) Kuppelkranzes, während alle übrigen Öffnungen Durchmesser von 10 bis 15 cm hatten.

Die Wandungen der Feuerkammer und der Heißluftka-näle trugen wie die Innenflächen der Brennkammer einen vom Brand gesinterten 2 cm dicken Lehmverputz mit grünlicher Färbung.

Die Feuerkammer konnte von Unterkante Gewölbe ca. 80 cm tief ausgenommen werden, wobei im oberen Bereich reiner Lehm (-versturz), im unteren Bereich Lehm mit Asche vermischt und ca. zwei Sambile voll Keramikscherben zum Vorschein kamen. Bei 80 cm Tiefe wurde durch Grundwasser die Schlammzone erreicht, sodaß nicht weiter gegraben werden konnte.
Der gesamte Ofen befand sich einschließlich der Kuppelreste der Brennkammer in einem Kiesbett ohne Keramikscherben.


1) Vgl. A. Maurer; Ausgrabungen 1977 in Mumbaqat am Syrychen Euphrat, Vortrag am 17. März 1978 in Berlin-Schloß Charlottenburg auf Einladung der Deutschen Orient-Gesell-schaft.

2) A. Maurer; Mumbaqat 1977 - Vorläufiger Bericht über die von der Deutschen Orient-Gesellschaft mit Mitteln der Universität des Saarlandes unternommenen Ausgrabungen, MDOG - Druck in Vorbereitung.

3) Mit der auszugsweisen Veröffentlichung dieser Bauauf-nahme wird dem Jubilar Professor Dr.-Ing Martin Graßnick der Universität Kaiserslautern Dank gesagt für die im Jahre 1977 gewährte Unterstützung der Grabungstätigkeit am Ruinenhügel.

4) Vgl. W. Orthmann: Der Alte Orient, Propyläen Kunstgeschichte, Bd. 14 (1974), Fig. 153, S. 475

5) Vgl. W Orthmann/H. Kühne: Mumbaqat 1973, Berlin 1974, Abb.1, S. 27 u. Abb. 2, S. 30

6) Vgl. W. Orthmann; Töpferofen mit Lochtonne und Kuppel, Halawa 1977 - 79 Saarbr. Beiträge zur Altertumskunde 31, Bonn 1981, S. 61 - 62;

7) A. Maurer; Stadtanlage Mumbaqat am Svrischen Euphrat, Ergebnisse der Ausgrabungen 1977 - Endpublikation in Vorbereitung.

8) Vgl W. Orthmann; Töpferofen mit Lochtonne und Kuppel, Halawa 1977 - 79 Saarbr. Beiträge zur Altertumskunde 31, Bonn 1981, S. 61 - 62;

9) G. Delcroix / J. L. Huot: Los fours dits "de potier" dans l'Orient ancien, Syria 49 (1972), S. 35 ff

Der Autor dankt Herrn Dipl.-Ing. A. Maurer und Herrn Prof. Dr. Orthmann für die freundliche Mithilfe und beschrankt sich auf eine Kurzbeschreibung als Ergänzung der Bauaufnahme. Die ausführliche Bewertung und Einordnung des Befundes bleibt der in Arbeit befindlichen Endpublikation vorbehalten. (vgl. Anm. 4).

Veröffentlicht in : Festschrift Martin Graßnik aus Anlaß der Vollendung seines 70. Geburstages, Herausgeber: Fachbereich Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bauingenieurwesen der Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern 1987 Bautechnik Seite 267-270

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